Der Schulungsbedarf ist groß – die Plätze sind rar

LandesfeuerwehrschuleZwei von drei Feuerwehrleuten, die im kommenden Jahr einen Lehrgang besuchen müssten, gehen leer aus.
Unter den Feuerwehrleuten herrscht laut dem Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes, Helmar Schmiedel aus Bärenstein, "unwahrscheinlicher Unmut". Dafür sorgen zwei Zahlen: Der landesweite Bedarf an Lehrgangsplätzen summiert sich nach Angaben des Innenministeriums 2010 zwar auf 8113. Die Landesfeuerwehrschule in Nardt (Kreis Bautzen) stellt aber nur 2696 Plätze, knapp ein Drittel also, bereit. Vor allem die dringend notwendige Ausbildung von Führungskräften ist offenbar ins Stocken geraten.

Was viele der ehrenamtlichen Einsatzkräfte wundert: Obwohl erst vor Jahresfrist der Neubau der Landesfeuerwehrschule eingeweiht wurde, scheint sich an den zu knappen Kapazitäten nichts geändert zu haben. "Das Problem ist schon lange bekannt", sagt Gunnar Ullmann, stellvertretender Kreisbrandmeister aus Grünhainichen. In der Tat gibt selbst Landesbranddirektor Jens Großer unumwunden zu, dass "seit Jahren die Zahl der angebotenen Lehrgangsplätze den Bedarfsmeldungen hinterher hinkt".

Brisanz erhält das Thema, weil eine Feuerwehr ohne ausgebildetes Führungspersonal nicht einsatzfähig ist. "Wenn kein Gruppenführer da ist, kann eine Gruppe nicht ausrücken", sagt Gunnar Ullmann. Laut sächsischer Feuerwehrverordnung ist zwar vorgeschrieben, dass eine Wehr mindestens doppelt so viele aktive Mitglieder haben muss, wie sie benötigt, um alle Sitze in den Einsatzfahrzeugen zu besetzen – pro neunsitzigem Löschgruppenfahrzeug braucht es also 18 Kameraden, darunter zwei Gruppenführer. Und im Erzgebirge erfüllen die Wehren laut Ullmann – zum Teil mühsam – diese Anforderungen auch. Da aber viele Blauröcke auswärts arbeiten, zudem mal jemand krank oder im Urlaub sein kann, reiche selbst die Zweifach-Besetzung mitunter nicht aus.

Die aktuell sehr hohe Nachfrage nach Lehrgangsplätzen kommt vor allem deshalb zu Stande, weil es "einen schnellen Wechsel innerhalb der Führungskräfte aufgrund von Arbeits- und Wohnortwechseln gibt", sagt Lothar Hofner, Sprecher des sächsischen Innenministeriums.
Das heißt: Wenn Feuerwehrleute in der Region arbeitslos werden und im Westen eine neue Anstellung finden, ziehen sie fort – und hinterlassen vor Ort eine Lücke. Die kann oft nur geschlossen werden, wenn ein anderes Mitglied der betroffenen Wehr an einer Aus- oder Weiterbildung teilnimmt. Einen Lehrgangsplatz zu bekommen, kann aber durchaus mehrere Jahre dauern.

Selbst wenn die Zusage der Landesfeuerwehrschule erfolgt, gilt es, viele Hürden zu überwinden. So muss der Arbeitgeber zustimmen. "Es gibt auch Leute, die extra Urlaub nehmen müssen, um für die Feuerwehr einen Lehrgang zu besuchen", sagt Helmar Schmiedel. Wenn nach all dem Aufwand ein Kurs dann einfach ausfällt, was laut Schmiedel häufiger vorkommt, passiere es schnell, dass sich Arbeitgeber und ehrenamtliche Feuerwehrmitglieder veralbert fühlen.

Text: Freie Presse 16.10.2009