Umgestürzte Bäume können zu tödlichen Fallen werden. Die Großrückerswalder Feuerwehrleute haben mit einem ganz besonderen Simulator derartige Situationen nachgestellt.

Marienberg.Der Baumstamm ächzt und knirscht. „Das klingt wie im Ofen“, sagt einer der Feuerwehrleute, der an der Hydraulikpumpe fragt, ob er weiterpumpen soll. „Noch etwas“, antwortet Paul Schaarschmidt. Das Knirschen und Ächzen wird immer lauter, der Stamm biegt sich schon merklich. „Es reicht“, sagt der 35-Jährige und zeigt am Stamm, an welcher Stelle der erste Schnitt erfolgen muss. Die Worte Zugseite und Druckseite fallen, dann nimmt der 35-Jährige eine Kettensäge, macht erst einen kleinen Schnitt auf der einen, dann einen großen Schnitt auf der anderen Seite des Stamms, der sich dabei hör- und sehbar entspannt.

Einen ganz besonderen Dienst hatte die Feuerwehr Großrückerswalde jüngst anberaumt. Und der führte sie nach Marienberg zu einem Holzhandel und Sägewerk. Paul Schaarschmidt, Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Großrückerswalde, hatte seine ehemaligen Kollegen zu einer Schulung am sogenannten Baumbiegesimulator eingeladen. Das Gerät sieht gewaltig aus, darin lassen sich Baumstämme bis 25 Zentimeter Durchmesser und reichlich vier Meter Länge einspannen und mittels einer Hydraulikpumpe so sehr verbiegen, dass diese unter Spannung stehen.

14.500 Euro kostet solch ein Baumbiegesimulator, vom Hersteller „Babisi“ abgekürzt. Zuviel, als dass es sich jede Feuerwehr anschaffen kann. Das Gerät, an dem die Feuerwehrleute aus Großrückerswalde üben, gehört dem Feuerwehrtechnischem Zentrum Erzgebirgskreis in Pfaffenhain. „Babisi“ sind selten, die Landesfeuerwehrschule besitzt noch ein solches Gerät. Angehende Forstfacharbeiter trainieren mit solchen Simulatoren, an diesem Abend waren es die Kettensägenführer der Freiwilligen Feuerwehr Großrückerswalde. „Die Feuerwehr wird oft gerufen, wenn Bäume durch Sturm umgeweht wurden. Diese liegen dann auf der Straße oder sind in Wohnhäuser gefallen. Es muss mit Sachverstand gearbeitet werden, denn die Bäume stehen unter enormer Spannung. Sie liegen oft kreuz und quer, und wenn deren Spannung falsch eingeschätzt wird, kann das tödlich enden“, sagte Paul Schaarschmidt. Der Cunersdorfer ist gelernter Forstwirt und Kreisausbilder für Motorkettensägenführer und hat die Arbeit mit dem „Babisi“ schon auf dem Landesfeuerwehrtag in Görlitz gezeigt.

Die Kameraden aus Großrückerswalde gingen mit gehörigem Respekt an die Baumstämme und machten ihre Sache gut. „Das ist eine sehr realitätsnahe Schulung, wir waren schon oft an Stellen, an denen umgestürzte Bäume beseitigt werden mussten. Das hilft uns sehr“, sagte Sebastian Hilbert, Gemeinde- und Ortswehrleiter aus Großrückerswalde. Es habe aber auch schon Situationen gegeben, in denen die Feuerwehrleute kapitulieren mussten. „Dann haben wir professionelle Sägenführer zu Hilfe geholt – Leute, die die Bäume lesen können.“