In der Woche mangelt es im Kreis an Feuerwehrleuten – Verbandschef des KFV Erzgebirge sieht Politik in der Verantwortung. (Artikel Freie Presse vom 27.01.2008)
Als Ende Oktober 2008 in Wünschendorf (Altkreis MEK) eine Werkstatt für Holzkunst brannte, rückte die ortsansässige Feuerwehr mit drei Leuten aus. Mehr waren nicht verfügbar. Aus den umliegenden Orten mussten Helfer kommen, um die Flammen zu löschen. Der Brand loderte an einem Nachmittag unter der Woche – und damit zur denkbar ungünstigsten Zeit.
"Es dürfte nicht viele Feuerwehren geben, die tagsüber mit der Einsatzbereitschaft keine Schwierigkeiten haben", schätzt Paul Schaarschmidt, Sprecher des Kreisfeuerwehrverbandes im mittleren Erzgebirge. Trotz zum Teil hoher Mitgliederzahlen ist im Ernstfall nur ein Bruchteil der Aktiven verfügbar. Das Problem liegt in der Arbeit: Einige gehen ihr im Westen nach und sind nur an den Wochenenden da, andere pendeln täglich und kämen erst am Einsatzort an, wenn der Brand längst gelöscht ist. Zudem lässt nicht jeder Chef seine Angestellten für einige Stunden ziehen.
Dabei sind die Zustände nach Meinung von Helmar Schmiedel, dem Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes und langjährigem Leiter der Bärensteiner Feuerwehr, hausgemacht.
"Die Politik verspricht immer wieder, das Ehrenamt zu unterstützen. Aber es passiert nichts", sagt er. So vermisse er Maßnahmen, die es Arbeitgebern schmackhaft machen, Feuerwehrleute für Einsätze oder Ausbildungen freizustellen. Auch fehle in der Gesellschaft das Verständnis für die Leistung der Kameraden. "Vom Arbeitsaufwand her ist das ein Zweitjob." Honoriert werde er aber nicht.
Dabei rufen die Wehrleute nicht einmal nach Geld, schließlich sei ihre Arbeit ehrenamtlich. Aber irgendwann mal ein Vorteil – das wäre schon etwas. Schmiedels Vorschlag ist ein Bonus bei der Rente. Wer genügend lang aktiv in einer Wehr gedient hat, sollte demnach Anspruch darauf haben.
Der Verbandschef sieht darin ein Mittel, mehr Menschen für den Dienst in den Wehren des Kreises zu gewinnen.
Wobei die mit mehr als 5000 aktiven Mitgliedern auf dem Papier schon jetzt gut aufgestellt sind.
Trotzdem klemmt es. Wenn es zum Beispiel in Hallbach (Altkreis MEK), einem Ortsteil von Pfaffroda, Alarm gibt, werden die Kameraden des nahe gelegenen Niederneuschönberg gleich mit alarmiert.
Auch die Hilmersdorfer (Altkreis MEK) haben Mitgliedersorgen. Vor einigen Wochen rückte die dortige Wehr gemeinsam mit einigen anderen an einem Werktag mittags zu einem Brand in einer Milchviehanlage aus. Während es mühsam war, genügend Helfer zusammenzutrommeln, beobachteten am Einsatzort jede Menge Schaulustige das Geschehen. Hilmersdorfs Wehrleiter Jürgen Drechsel: "Wenn wir die Hälfte von denen in der Feuerwehr hätten, wäre unser Problem gelöst."