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Knut Liebe – Interims-Stadtwehrleiter von Stollberg und die 4 Gerätehäuser der Stadtfeuerwehr Stollberg
Fotocollage mit Bildern Gerätehäuser – Stadtfeuerwehr Stollberg und Knut Liebe – AGBF Sachsen
Der neue Stollberger Stadtwehrleiter über Probleme beim Ausrücken, den Zusammenhalt der ehrenamtlichen Truppe und seine knappe Zeit
Nach dem überraschenden Rücktritt von Enrico Scheibner als Leiter der vier Stollberger Wehren – nach einem Streit mit Oberbürgermeister Marcel Schmidt – hat Knut Liebe den vakanten Posten übernommen. Auf Anweisung des Rathauschefs, mit der Bedingung, den Job maximal sechs Monate zu machen. Jan Oechsner sprach ihm.
Freie Presse: Wie sehen Sie denn den Streit auf höchster Ebene?
Knut Liebe: Die Differenzen in den einzelnen Ortsfeuerwehren betreffen in der Hauptsache Meinungsverschiedenheiten zwischen einzelnen Personen. Im Kern handelte es sich um Wahrnehmungsprobleme, die Wertigkeit innerhalb des Gefüges Feuerwehr betreffend. Dies hatte in der Vergangenheit jedoch zur Folge, dass diese Probleme zu allgemeinen stilisiert wurden. Es gibt keine Stadtwehr auf der einen, die Wehren der Ortsteile auf der anderen Seite. Die Feuerwehr der Stadt Stollberg setzt sich aus den vier gleichberechtigten Ortswehren Beutha, Oberdorf, Gablenz, Stollberg zusammen.
Es gab eine zu starke Fokussierung des alten Chefs, der Oberdorfer ist, auf die Wehren in den Dörfern. So zumindest die Kritik. Die Stollberger Kameraden fanden das nicht besonders gut.
Das Wissen um diese Tatsache, dass alle Kameraden gleichberechtigt sind, macht es mir als amtierenden Stadtwehrleiter einfach, die Wogen zu glätten. Ich bin auch überzeugt, alle Beteiligten haben ein Interesse daran, das Geschehene hinter sich zu lassen und zur bis dahin guten Zusammenarbeit zurückzufinden.
War denn die Sicherheit der Bürger irgendwann gefährdet?
Ganz klar: Niemals. Im Notfall hätten und haben alle Kameraden im Einsatz zusammengehalten.
Sie sagten bereits vorm Stadtrat, dass Sie die Leitung der Wehren nur bis zum Sommer übernehmen. Länger sei es zeitlich nicht zu schaffen. Was muss ein Stadtwehrleiter denn alles machen?
Die Aufgaben sind vielfältig. In einem Satz gesagt, ist er für die ständige Einsatzbereitschaft verantwortlich. Die sachgerechte Umsetzung der Aufgaben nimmt enorm viel Zeit – und zwar Freizeit – in Anspruch. In Stunden kann ich das nicht umrechnen, aber man muss täglich am Ball bleiben. Mir ist wichtig: Die Feuerwehr der Stadt Stollbergbesteht nicht nur aus dem Stadtwehrleiter, sondern aus einer immer funktionierenden Gemeinschaft von Kameraden, die ehrenamtlich für die Bürger da sind.
Also nicht nur repräsentieren, in feiner Uniform Hände schütteln? Manche sehen das so.
Nein, gewiss nicht. Mal ein paar Beispiele: Es geht darum, die Qualifikationen an der Landesfeuerwehrschule und in der Kreisausbildung zu sichern. Es geht darum, der Haushaltsplanung der Stadt Stollberg für den Bereich Feuerwehr zuzuarbeiten. Es geht um die Sicherung der Einsatzbereitschaft durch Überwachung von Ausbildungen sowie die gesetzlichen Regelungen und der Feuerwehrdienst- und Unfallverhütungsvorschriften einzuhalten. Es geht darum, Karteien und Nachweise über Qualifikationen, Ausrüstung und sonstige dienstliche Belange zu führen. Es geht um die Mitarbeit bei der Zusammenstellung des nötigen Bedarfs bei Bekleidung und Ausrüstung sowie die zugehörigen Beschaffungslisten zu erarbeiten. Und: Es geht darum, mit Behörden auf Landkreisebene Aufgaben im vorbeugenden Brandschutz abzustimmen.
Und es geht um den Nachwuchs.
Ja, um die Akquise von Nachwuchs aus dem Kinder- und Jugendbereich sowie von geeigneten Personen aus der Bevölkerung zur Erhaltung der Ausrückefähigkeit der Feuerwehr.
Ist diese derzeit gegeben?
In den Ortsfeuerwehren der Stadt Stollberg sind derzeit etwa 150 Kameraden und Kameradinnen aktiv. Das hört sich gut an, reicht für eine 24-stündige Einsatzbereitschaft an allen Tagen im Jahr aber nicht aus.
Warum nicht?
Die Zahl spiegelt nicht bestimmte Einflüsse wider. Feuerwehrleute haben auch Urlaub, sind krank, wollen privat was unternehmen. Bei Alarm sind sie also nicht da. Etliche gehen einem Beruf nach, aber nicht immer in der Region Stollberg. Zudem gibt es Kameraden und Kameradinnen, die eine sogenannte Doppelmitgliedschaft führen, sich also in zwei Feuerwehren engagieren. Zum Beispiel ist ein Kamerad in der Freiwilligen Feuerwehr in Aue, wo er wohnt, aber auch bei uns in der Ortswehr Stollberg, wo er arbeitet.
Wie bei Ihnen. Sie sind Stollberger und Mitglied der hiesigen Wehr, aber eben auch Berufsfeuerwehrmann in Chemnitz.
Richtig. Das bedeutet bei mir – und anderen -, dass sie nur entweder da oder dort zur Verfügung stehen.
Sie suchen also noch Leute. Wie ist denn derzeit der Trend?
Positiv. In den Jahren 2017 und 2018 sind die Mitgliedzahlen in den Ortsteilwehren leicht gestiegen. Es haben sich ein knappes Dutzend Bürgerinnen und Bürger in der Feuerwehr gemeldet, um Aufnahme gebeten. Dieser Trend müsste noch länger anhalten, um anstehende Altersabgänge und bereits bestehende Lücken aufzufangen oder zu füllen.
Wie schätzen Sie die finanzielle Ausstattung der Feuerwehr ein?
Sehr gut – gemessen am Gesamthaushalt und der Größe von Stollberg. Stadtverwaltung und Stadtrat ist es gelungen, eine moderne und leistungsfähige Feuerwehr zu installieren und zu unterhalten. Ein Blick über den Tellerrand, selbst im Erzgebirgskreis, zeigt, dass dies keineswegs alltäglich ist. Ob Schutzausrüstung, Fahrzeugtechnik oder Unterbringung: Grundsätzlich ist die Feuerwehr Stollberg gut aufgestellt. Wir haben etwa eine Drehleiter, ein großes Tanklöschfahrzeug, eine moderne, sandfarbene Schutzkleidung, die die Stadt uns einst sogar ohne Förderung bezahlt hat. Und wir haben funktionierende Gerätehäuser. Die Ortsfeuerwehr Stollberg freut sich dieses Jahr zudem auf ein neues Hilfeleistungslöschfahrzeug 20.
Also alles super?
Es gibt Bedarf. So gilt es, Fahrzeuge zu ersetzen, die das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben. Oder auch die Unterbringung einer Ortsfeuerwehr zu verbessern.
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