Erfolgreiches Forum Feuerwehr und Menschen mit Behinderung in Hanau am 21.04.2018

Im Erzgebirgskreis gibt es neben mehreren Kliniken und zahlreichen Altenhilfeeinrichtungen auch viele weitere Standorte, an denen behinderte Menschen versorgt werden, beispielsweise in der Lebenshilfe. Der Umgang mit Ihnen verlangt eine spezielle Sensibilität, angefangen von der Brandschutzerziehung, der Art wie man ihnen begegnet bis hin zum Verhalten im Gefahren/-Brandfall. Genau um solche Dinge drehte sich das erste derartige Forum des Deutschen Feuerwehrverbandes in der Feuerwache im hessischen Hanau. Besetzt mit hochrangigen Fachdozenten und dem sehr einprägsamen Impulsvortrag der mehrfachen paralympischen Schwimmweltmeisterin Kirsten Bruhn war es ein bestens organisiertes Forum, aus welchem Paul Schaarschmidt, FBL Medien und Soziales viele Anregungen und Hinweise für die Feuerwehren im Erzgebirge mitnehmen konnte. Nach derzeitigem Planungsstand werden die wichtigsten Inhalte des Tages im Rahmen eines Workshops zur nächsten Führungskräftefortbildung des KFV ERZ  am Jahresende 2018 (genauer Termin wird noch bekannt gegeben) weiter kommuniziert.

Bilder: DFV und Paul Schaarschmidt

Nachfolgend der Bericht des Deutschen Feuerwehrverbandes zum Forum:

Berührungsängste abbauen, Sensibilität aufbauen

Berlin/Hanau – „Wenn es darum geht, wie man Menschen mit Behinderungen retten kann, dann ist es wichtig, diese in einem Konzept auch im Blick zu haben“, erklärte Kirsten Bruhn, mehrfache Paralympic-Siegerin im Schwimmen, in ihrem Impulsvortrag beim Forum Feuerwehr und Menschen mit Behinderungen. Bruhn plädierte dafür, Berührungsängste abzubauen und deshalb auch besondere Lagen mit behinderten Menschen zu üben. „Man sollte sich in eine derartige Situation hineinversetzen. Der Helfer sollte sich einmal in einen Rollstuhl setzen – vielleicht sogar daran fesseln lassen – und sich dann retten lassen. Damit man versteht, was es heißt, im Rollstuhl getragen oder sogar mittels Drehleiter aus dem Hochhaus gerettet zu werden. Das ist etwas ganz anderes, als wenn man Hände und Füße benutzen kann“, setzte sich die Rednerin für Sensibilität gegenüber den Bedürfnissen von Menschen mit Handicap ein.

Das Veranstaltungsformat wurde erstmals vom Gemeinsamen Ausschuss Brandschutzerziehung und -aufklärung des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes (vfdb) durchgeführt. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter auch Menschen mit Behinderungen – nahmen das Informations- und Weiterbildungsangebot wahr.

Die Tagesveranstaltung gliederte sich in vier Module: Neben Basisinformationen über die Differenzierung von Behinderungen (Helmut Hülsken, hauptamtlicher Brandschutzerzieher und -aufklärer bei der Feuerwehr Bocholt) wurden der Bauliche Brandschutz und Evakuierungskonzepte in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen (Ralf Höhmann, stellvertretender vfdb-Fachausschussvorsitzender und stellv. Wehrführer im hessischen Friedberg) vorgestellt. Anschließend ging es speziell um Brandschutzerziehung und -aufklärung bei Menschen mit Behinderungen sowie Integrationseinrichtungen (Karlheinz Ladwig). Das Thema Räumungsübungen bei Menschen mit Behinderungen und die Schulung von Mitarbeitern in Wohn- und Pflegeheimen (Willi Deml) rundeten das Programm ab.

DFV-Vizepräsident Karl-Heinz Knorr wies auf die Komplexität des vorbeugenden Brandschutzes in Einrichtungen für behinderte Menschen hin: „Aufgrund der unterschiedlichen körperlichen und psychischen Einschränkungen der Bewohner dieser Einrichtungen kann es keine Standard-Antworten für den vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz geben.“ Das Programm des Forums zeige, dass man den unterschiedlichen Problemstellungen Rechnungen tragen wolle.

„Auch mit einer Behinderung ist ein erfolgreiches Leben möglich!“, erklärte Kirsten Bruhn in ihrem beeindruckenden Impulsvortrag: Sie verdeutlichte anhand ihrer Lebensgeschichte, dass man allen Widernissen zum Trotz nie den Mut verlieren sollte: „Entscheidend ist, was man aus einer Behinderung macht!“ Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums auch vom Beitrag der „Lebenshilfe Hanau e.V.“: Hier präsentierten Menschen mit Behinderung eine „Feuerwehr-Modenschau“, auf die sie sich mit großer Begeisterung vorbereitet hatten – für den ausdrucksstarken Auftritt gab es stehende Ovationen.