Die bescheidenen Wegbereiter
Sie ist die höchste Auszeichnung der Stadt Marienberg. In 25 Jahren wurde die Ehrenplakette in Weiß 39-mal verliehen. Heute kommen zwei weitere Preisträger hinzu.
Von Patrick Herrl und Jan Görner
erschienen am 28.09.2017
Zöblitz/Ansprung. Kirchner Jürgen Wagner und Feuerwehrmann Manfred Langner verbindet mehr, als der erste Blick vermuten lässt. Beide haben ihr Leben einer großen Herausforderung gewidmet. Zwei Wegbereiter, die sich in besonderem Maße in und um Marienberg verdient gemacht haben. Für dieses Engagement erhalten sie heute die höchste Auszeichnung der Bergstadt. Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit bekommen sie die Ehrenplakette in Weiß verliehen.
Der ehemalige Kommandeur der Erzgebirgskaserne, Oberst Wolfgang Richter, ging 1993 als erster Preisträger in die Geschichtsbücher ein. „Er hatte nach der Wende die Rettung der Marienkirche wesentlich mit angeschoben“, erinnert sich Stadtsprecherin Gisela Clausnitzer. Seitdem wurde die Auszeichnung an 39 Personen verliehen. Nun kommen zwei weitere hinzu.
Jürgen Wagner engagiert sich seit seiner Kindheit für die Kirchgemeinde in Zöblitz. Seine Lebensaufgabe: die Kirche erhalten. „Er ist dort die gute Seele. Vieles trägt seine Handschrift“, sagt Clausnitzer. Pfarrer Wolfram Rohloff ergänzt: „Er kennt die Kirche besser als jeder andere.“ Heute bereitet der 69-Jährige als Kirchner die Gottesdienste vor, kümmert sich um Kinder- und Jugendarbeit und organisiert das Gemeindeleben. Doch schon als Jugendlicher packte der ausgebildete Maurer bei Reparaturarbeiten an. Bis heute sind unzählige am Gotteshaus hinzugekommen. Neuer Außenputz, neue Turmhaube, restaurierte Friedhofsmauer, Wände und Decken. Auch am Umbau des Pfarrhauses und der Restaurierung der Silbermannorgel war der Vater zweier Töchter wesentlich beteiligt. Besonder stolz ist der verheiratete Mann aber auf die Erneuerung des Kirchenfußbodens. „Wir mussten dafür 30 Jahre Steine sammeln. Manche stammen aus dem alten Gefängnis in Zöblitz“, erklärt Wagner. Trotz seiner Verdienste gibt er sich bescheiden, lobt den Einsatz vieler weiterer ehrenamtlicher Helfer.
Manfred Langner wiederum hat sich viele Jahre um das Feuerwehrwesen der Region verdient gemacht. Heute gehört er zur Alters- und Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Ansprung. Sein Engagement dort begann aber bereits 1969. Ein Jahr später übernahm er die Arbeitsgemeinschaft Junge Brandschützer. Bis 1995 kümmerte sich Langner im Marienberger Ortsteil um den Nachwuchs. Kreis- und Landesjugendfeuerwehrwart sowie Gemeindewehrleiter in Zöblitz gehörten ebenfalls zu seinen Funktionen. Zwischen 1997 und 2009 führte er zudem den Sächsischen Landesjugendfeuerwehrverband. Dafür bekam er 2010 den Verdienstorden des Freistaates verliehen. Die Arbeit hat ihm dabei stets viel Freude bereitet, obwohl mitunter die Suche nach Unterstützung für den Feuerwehrnachwuchs nicht immer einfach war.
Dass er nun die Ehrenplakette in weiß überreicht bekommt, freut den 69-Jährigen. Allerdings sei das alles nicht ohne Helfer und Unterstützer möglich gewesen. Er habe immer Leute um sich gehabt, auf die er sich verlassen konnte. Dazu gehört auch seine Familie. Allen voran Ehefrau Hanni. „Sie hat oft mehr Verständnis aufgebracht, als selbstverständlich ist“, sagt Langner.
Die Begeisterung für sein Hobby hat er innerhalb seiner Familie weitergegeben. Er hat zwei Kinder, vier Enkel und ein Urenkel. Bis auf den jüngsten sind alle ehrenamtlich bei der Feuerwehr oder beim DRK tätig.
2010 gründete Langner den Verein Brückenschlag Sachsen-Tansania mit, der Spenden sammelt, mit deren Hilfe bereits vier Schulen in der Region Mbinga saniert oder neugebaut wurden. Jetzt hat der Bau einer fünften Schule begonnen.
Der Abend anlässlich des Tages der Deutschen Einheit findet heute in der Marienberger Stadthalle statt. Die öffentliche Festveranstaltung beginnt 19 Uhr.
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