Die Auszeichnungsveranstaltung für die Alters- und Ehrenmitglieder fand am 18.10.19 in der Eurofoam Arena in Burkhardtsdorf statt. 28 Ehrungen für die Mitgliedschaft in einer Wehr wurden verliehen. 1x 10 Jahre, 1x 25 Jahre, 9x 40 Jahre, 7x 60 Jahre und 4x 70 Jahre. Was für ein paar Zahlen im Sinne des Feuerwehrwesens und des persönlichen Engagements. Die Auszeichnungen wurden u.a. durch Christoph Stahl, Referatsleiter Brandschutz, Rettungswesen und Katastrophenschutz im Landratsamt Erzgebirgskreis, die stv. Kreisbrandmeister Thomas Lützner und Andre Böhme, Marleen Clauß von der FF Oelsnitz/Erz., Simon Glowa von der FF Lugau, Sven Schimmel als RBL STL KJF ERZ und als Vorstandsmitglied des KFV ERZ Roland Schulz vorgenommen. Der Kreisfeuerwehrverband Erzgebirge e.V. bedankt sich bei allen Geehrten für die geleistete Arbeit im Sinne des Gemeinwohles und wünscht allen Ausgezeichneten Kameradinnen und Kameraden alles Gute für die Zukunft, vor allem Gesundheit. Nachfolgend die ausführliche und lesenswerte Rede von Simon Glowa, die würdevoll, den Zeitgeist treffend, kritisch aber auch kameradschaftlich verfasst wurde.
Sehr geehrte Wehrleiterinnen und Wehrleiter,
Sehr geehrte Kameradinnen und Kameraden,
Sehr geehrte Gäste,
hiermit möchte ich sie und euch zur Würdigungsveranstaltung der Alters- und Ehrenabteilung recht herzlich willkommen heißen. Als feste Größe im Kalender des Regionalbereich Stollberg, werden einzelne Kameradinnen und Kameraden der jeweiligen Feuerwehren am heutigen Tage für ihr langjähriges Engagement zum Dienst am Nächsten ausgezeichnet.
Beginnen möchte ich allerdings mit einer traurigen Nachricht. Am 13. September verstarb plötzlich und unerwartet Kamerad Jens Scheibner von der Freiwillige Feuerwehr Oberdorf. Viele von Euch kannten Jens als Kamerad, Kreisausbilder, Kollege und Freund. Mit viel Freude an der Ausbildung, vermittelte er sein Wissen und seine Erfahrung an Jung und Alt, egal ob im Einsatz, Dienst oder der Kreisausbildung. Auf diesem Wege möchten wir als Kreisfeuerwehrverband Erzgebirge der Familie und den Kameradinnen und Kameraden der Stollberger Feuerwehren unser Beileid aussprechen. Wir wünschen Ihnen und euch viel Kraft und Stärke, um die Zeit des Schmerzes und der Trauer zu überstehen. Sehr geehrte Kameradinnen und Kameraden, ich würde euch deshalb nun bitten, sich von den Plätzen zu erheben, um Jens, sowie allen Kameradinnen und Kameraden, die länger oder erst seit Kurzem nicht mehr unter uns weilen, in Stille zu gedenken. à Vielen Dank!
Sehr geehrte Kameradinnen und Kameraden,
einige werden sich heute, über das „neue Gesicht“ am Rednerpult mit großer Sicherheit etwas wundern. Seit Ende 2018 hat die damalige Leitung des Regionalbereich Stollberg, all deren Ämter niedergelegt. Ab diesem Zeitpunkt stand der Regionalbereich unter dem Wirken und Tun des Kreisverbandsvorsitzenden. Es fehlte einfach an Kameradinnen und Kameraden, die sich für diese Aufgabe begeistern lassen. Auch hier möchten wir uns noch recht herzlich bei der ehemaligen Leitung um Kamerad André Kühn bedanken. Ohne euren unermüdlichen Einsatz und Engagement für unsern Regionalbereich würde wir heute nicht so gut im Regionalbereich dastehen und ebenfalls nicht zu dieser heutigen Traditionsveranstaltung, sitzen. Gleichzeitig gilt auch der Dank an den Verbandsvorstand sowie der Kameradin Marleen Clauß, die sich als Ansprechpartnerin für euch als Feuerwehr bereit erklärt und seitdem die Geschicke des Regionalbereichs kommissarisch gelenkt hatte.
Nun haben sich nach gut einem Jahr neue, motivierte Kameraden gefunden, welche diese Aufgabe gern übernehmen wollen. Mein Name ist Simon Glowa, ich bin 26 Jahre alt und seit 10 Jahren aktives Mitglied der Freiwillige Feuerwehr Lugau, davor Jugendfeuerwehr. Seit Ende August versuche ich mich so gut es geht in die Verbandsgeschicke einzuarbeiten. Auch die heutige Veranstaltung wurde mir zu leiten nahegelegt. Quasi ein Schubbs ins richtig kalte Wasser. Aber unter Druck arbeiten Feuerwehrangehörige meist am effektivsten. Auch wenn hier und da noch viele Fragezeichen stehen, möchte ich mich dieser Aufgabe widmen. Zusammen mit denen, die ohne hin schon eine Funktion in der Leitung hätten, den stellvertretenden Kreisbrandmeistern und dem Regionalleiter der Kreisjugendfeuerwehr, wurden weitere Mitstreiter gesucht und endlich gefunden. Drei weitere Kameraden aus den Feuerwehren Oelsnitz, Niederdorf und Zwönitz können sich eine Mitarbeit vorstellen. Wir, also meine potenziellen Mitstreiter und ich, freuen uns auf eine konstruktive und gewinnbringende Verbandsarbeit. Für den Regionalbereich Stollberg, aber vor allem für unsere Kameradinnen und Kameraden, welche tagtäglich unglaublich wertvolle Dienste zum Allgemeinwohl und zur Sicherheit unserer Bevölkerung leisten.
Ein und ein halbes Jahrhundert haben sich Menschen in freiwilligen Feuerwehren organisiert und es als etwas Besonderes und als Berufung gesehen, den Dienst für den Nächsten zu tun. Vor 150 Jahren, hat sich der Sächsische Landesfeuerwehrverband gegründet und seine Ziele waren, etwas zu tun für die Ausbildung, die Ausrüstung und die soziale Absicherung der Feuerwehrleute. Dieselben Ziele hat der Verband noch immer. Und wir freuen uns das nunmehr auch wieder sehr viel Bewegung in dieser Arbeit spürbar ist. Wie ihr wisst, hatte es ja eine massive Veränderung in den eingefahrenen, vielleicht auch zerfahrenen Gleisen des Landesverbandes gegeben.
Am 11.10.2019 fand dazu ein Festakt in der Gläsernen Manufaktur in Dresden statt. Zusammen mit 300 Feuerwehrangehörigen sowie Vertretern der Politik und Verwaltung wurde an die Gründung des Landesfeuerwehrverbandes gedacht. Veränderungen mussten immer wieder seitens der Feuerwehr kompensiert werden. Rahmenbedingungen sind im Gegensatz zu früher nicht mehr dieselben. Sie haben verschiedene Gesellschaftsordnungen erlebt, waren aber jedoch immer etwas Eigenständiges mit ihren humanistischen Zielen. Heute gibt es wiederum andere Faktoren, welche uns als Feuerwehr zu schaffen machen. Die gesellschaftliche Entwicklung geht auch an uns nicht vorbei. Es stehen weitaus weniger Kameraden, die sich dem Ehrenamt widmen wollen, zur Verfügung. Berufliche Möglichkeiten in der näheren Region, die das Freistellen zum Einsatz oder Dienst gewährleisten könnten, stellen, man sollte es eigentlich gar nicht glauben, noch immer große Herausforderungen dar. Auch 30 Jahre nach der politischen Wende sind noch längst nicht alle Mängel in Ausrüstung oder Einrichtung, ja auch bei Gerätehäusern abgestellt. Offensichtlich sind in dieser Zeit noch zu wenige Fördermittel geflossen – oder, jedenfalls hat es manchmal den Anschein, sie wurden nicht effektiv eingesetzt. Aber es soll ja besser werden, hat uns die Landesregierung versprochen. Seit 2019 gibt es deswegen einen Pauschalbetrag von 50 Euro pro Kameraden sowie 1000 Euro Zuwendung für bis zu zwei Kameraden einer Gemeinde, um den Erwerb der nötigen Führerscheinklassen zu ermöglichen. Ein positiver Aspekt den wir als Verband unterstützen. Gleiches gilt für die nahezu Verdoppelung des Gesamtetats für die Feuerwehren in Sachsen. Auch hier ist ein Grundstein gelegt, der jedoch nicht ausreichen wird, um den ganzen Investitionsrückstau, der Jahre vorher verursacht wurde, aufzuholen.
Wir brauchen klare politische Richtlinien und ausreichend finanzielle Mittel sowie klare Zusprüche für unsere ehrenamtlich tätigen Kameradinnen und Kameraden. Es kann nicht sein, dass Feuerwehren mit teils 20 bis 25 Jahre alten Fahrzeugen ohne grüne Plakette gar nicht erst das Rolltor öffnen brauchen, weil der CO2-Ausstoß mehr Diskussionsgegenstand in den Gremien ist, als der Schutz vor Gefahren für Menschen, Tieren sowie bedeutenden Sachwerten an Wertstellung hat. Es kann ebenfalls nicht sein, dass Elektromobilität mehr Zuspruch und Zuschuss im Vergleich zur Ausrüstungsbeschaffung seitens der Politik bekommt. Hier stellt sich die Frage: Wollen und erwarten sie und wir in den nächsten Jahren geräuschlose oder effektive Hilfe unserer Feuerwehr? Erst recht kann es nicht sein, dass nötiger Respekt und große Anerkennung gegenüber den Einsatzkräften gravierend abgenommen haben. Auch in unserem Erzgebirgskreis sind mittlerweile Fälle im Sinne von Beleidigung gegen unsere Ehrenamtlichen bekannt. Hier muss eine Grenze aufgezeigt werden! Wir wollen nicht, dass unsere Kameradinnen und Kameraden irgendwann ihren Dienst quittieren auf Grund anteiliger Intoleranz von Teilen der Gesellschaft. Nicht mit uns!
Wir werden uns weiterhin als Verband sowohl auf Kreis- und auch auf Landesebene für die Ziele wie vor 150 Jahren einsetzen. Für leistungsstarke Feuerwehren, für Sicherheit im Feuerwehrdienst und für die soziale Absicherung vor, während und nach dem aktiven Feuerwehrdienst.
Sehr geehrte Wehrleiterinnen und Wehrleiter,
Sehr geehrte Kameradinnen und Kameraden,
Sehr geehrte Gäste,
Heute werden wir Kameradinnen und Kameraden für verdienstvolle Tätigkeiten ehren. 10-, 25,- 40,- 50,- und sogar 70,- Jahre werden ausgezeichnet. Ja, 70,- Dienstjahre in der Feuerwehr. Wenn ich bedenke, dass ich selbst erst 26 Jahre alt bin, dann kann ich davor nur den Hut ziehen und danke sagen.
70 Jahre Feuerwehr oder anders gesagt, die Gnadenhochzeit mit der Feuerwehr. Ab und an wird ja gesagt, ist die Feuerwehr wie eine zweite Ehe. 70 Jahre treuer Dienst zum Ehrenamt. 70 Jahre Geschichten und Erlebtes, das ihr an die jungen Kameradinnen und Kameraden eurer Wehren weitergeben könnt, ja sogar müsst. Denn es sind wertvolle Erfahrungen. Und wenn ich mich hier so umschaue, dann sitzen hier tausende Stunden Erfahrung, tausende wohlgemeinte Ratschläge, die für uns alle noch so wertvoll sein können. Um dies zu würdigen, kann man nicht nur danke sagen und genau aus diesem Grund sind Sie und wir heute hier. Des Weiteren werden wir heute zum Ende noch zwei Kameraden mit einer besonderen Auszeichnung der Kreisjugendfeuerwehr und des Kreisfeuerwehrverband Erzgebirge ehren
Hiermit möchte ich nun zum Ende meiner ersten „Rede“ im Regionalbereich Stollberg kommen. Ich wünsche Ihnen und euch einen geselligen Abend unter Kameraden und Freunden. Großer Dank gilt der Stadt Burkhardtsdorf, für die Nutzung der Halle inklusive des Aufbaus der Bühne und Sitzgelegenheiten, dem Spritzenverein Eibenberg für die kulinarische Verköstigung, dem Burkhardtsdorfer Carnevalsverein für die Getränkeversorgung und Bewirtung aller Gäste so wie dem Kameraden Heiko Schober der Feuerwehr Burkhardtsdorf, für Unterhaltung und die musikalische Umrandung dieser Veranstaltung.
Ich wünsche Ihnen und euch allen einen schönen geselligen Abend unter Kameraden und Freunden.
In diesem Sinne – Gut Wehr!“
Simon Glowa
Burkhardtsdorf
18.10.2019
Fotos: Alexander Wilhelm