Gegen 2.00 Uhr wurde der Rettungsleitstelle ein Feuerschein im ehemaligen DKK Werk Niederschmiedeberg an der Talstraße gemeldet. Zunächst wurden die Feuerwehren der Gemeinde Großrückerswalde alarmiert. Dazu gehören die Ortsfeuerwehren Niederschmiedeberg, Großrückerswalde, Mauersberg und Streckewalde. Das Brandobjekt befand sich in unmittelbarer Nähe des Gerätehauses, so dass die Wehrleitung bei Lage auf Sicht sofort die Feuerwehr Marienberg nachalarmieren lies.
Es war bereits eine große Durchzündung im Dachbereich des ehemaligen größten Industriebetriebes des Ortes ersichtlich, in welchem zu DDR Zeiten Kühlschränke hergestellt wurden. Die Flammen schossen aus dem ca. 20 x 100 m großen Objekt unter extremster Rauchentwicklung bis zu 20 Meter hoch in den Nachthimmel. Jetzt wird das Objekt von einem Reifenhandel sowie durch eine Firma für Oberflächenbearbeitung genutzt. Hauptproblem des Brandes war eine riesige Brandlast durch geschätzte 65 Tonnen eingelagerte Altreifen, welche für eine enorme Wärme- und Rauchentwicklung sorgten.
Der Großrückerswalder Gemeindewehrleiter Sebastian Hilbert übernahm die Einsatzleitung und lies im weiteren Verlauf drei Einsatzabschnitte bilden. Hauptaufgabe war zunächst der Aufbau mehrerer sogenannter Riegelstellungen, um eine Brandausbreitung auf umliegende Gebäude zu verhindern. Schwerpunkt waren die oberhalb des Brandobjektes befindlichen Wohnhäuser „Am Schulberg“ sowie mehrere Verbindungsbrücken zu umliegenden Hallen.
Es wurden acht Wasserzuführungen aus der Preßnitz von mehreren Saugstellen eingerichtet, um ausreichend Löschwasser zur Verfügung zu haben. Über vier Stunden galt es zunächst eine Brandausbreitung zu verhindern, ehe zum direkten Löschangriff übergegangen werden konnte, der teilweise nur unter umluftunabhängigem Atemschutz möglich war. Mit bis zu 15 Strahl- und Wenderohren, teils von zwei Drehleitern und von Tanklöschfahrzeugen wurde die Brandbekämpfung vorgenommen.
Zwei randvoll mit Reifen gefüllte Abrollbehälter mussten mit Hilfe eines LKW vom Brandobjekt entfernt werden, dieser war zuvor unter Polizeibegleitung aus Wiesa von einem Abfallunternehmen geholt worden. Mit dem LKW war es auch möglich, mit Hilfe von Stahlseilen fünf Stahltore gewaltsam wegzuziehen, um eine direkte Brandbekämpfung durchführen zu können.
Um zum Einsatzerfolg zu kommen, wurden im weiteren Einsatzverlauf, der noch die nächsten Tage dauern wird, die Feuerwehren Olbernhau, Arnsfeld, Mildenau, Jöhstadt, Grumbach, Steinbach, Deutschneudorf, Schönbrunn, Wolkenstein, Großolbersdorf, Satzung, Pockau, Buchholz sowie Seiffen zum Einsatz gebracht. Weiterhin war ein Großaufgebot der Polizei, u.a. mit einem Hubschrauber und weiteren Ämtern sowie ein 44 Tonnen schwerer Kettenabrissbagger vor Ort, mit welchem das Brandobjekt teilweise eingerissen werden musste, um an die Brandnester heran zu kommen. Außerdem war die Kreisbrandmeisterei, ein Fachberater des technischen Hilfswerkes, ein Baustatiker sowie zwei Gerätewagen Atemschutz im Einsatz.
Die Polizei evakuierte umliegende Gebäude aufgrund der starken Rauchentwicklung und Wärmestrahlung. Die evakuierten Personen wurden an den Einsatzzug des DRK Mittleres Erzgebirge übergeben, welcher die Personen in die eingerichtete Notunterkunft in der Turnhalle Niederschmiedeberg brachte. Das DRK war mit sieben Fahrzeugen und mehr als 20 Helfern vor Ort, um auch im weiteren Tagesverlauf die bis zu 200 Einsatzkräfte zu verpflegen. Die 16 evakuierten Familien konnten spätestens am 08.10.2012 in ihre Wohnungen zurück kehren.
Die Einsatzkräfte arbeiteten teilweise im Schichtbetrieb, um die dauerhafte Ablöschung des Objektes zu ermöglichen. Von allen beteiligten Kräften waren mehr als 50 Einsatzfahrzeuge vor Ort. Über Radiodurchsagen wurden die Anwohner aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Auch die durch den Ort führende Staatsstraße 220 musste aufgrund der zahlreichen Einsatzfahrzeuge und verlegter Schlauchleitungen bis in die Morgenstunden voll gesperrt werden.
Ein Anwohner wurde aufgrund des Verdachtes auf Herzbeschwerden ins Erzgebirgsklinikum mit dem Rettungsdienst verbracht. Ein Kamerad der Feuerwehr wurde mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Klinikum Zschopau eingeliefert. Der Einsatz kann als einer der größten Einsätze der letzten Jahrzente im Mittleren Erzgebirge betrachtet werden. Einsatzleiter Sebastian Hilbert zog ein positives Fazit aus dem Einsatzgeschehen, die Zusammenarbeit aller eingesetzten Kräfte konnte als sehr vorbildlich betrachtet werden.
Auch in den nachfolgenden Tagen waren die Feuerwehren Niederschmiedeberg, Großrückerswalde und Streckewalde mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. Die Kripo hat mittlerweile festgestellt, dass die Brandursache definitiv auf Brandstiftung zurück zu führen ist.
Bericht Paul Schaarschmidt
Pressesprecher
Feuerwehr Großrückerswalde
Bild Fotografenmeister Kristian Hahn
Weitere Bilder gibts hier: http://ff.budenwelt.de/content/anzeigen.php?id=1&iid=5765&cid=311&show=img