Mehr Wohnungsbrände im Erzgebirge – stimmt das?
Auch der Kreisbrandmeister hatte zunächst diesen Eindruck.
Der Vergleich zu 2017 überraschte allerdings auch ihn.
Von Heike Mann
erschienen am 05.03.2018
Annaberg-Buchholz. Dass sie den Hausnotruf betätigte, hat wahrscheinlich einer über 70-jährigen Schneebergerin das Leben gerettet. Als Anfang Februar in ihrer Wohnung ein Feuer ausbrach, hat sie genau das getan und von der Notrufzentrale Hilfe bekommen.
Zu Wohnungsbränden mussten die erzgebirgischen Feuerwehrleute in diesem Winter mehrfach ausrücken: Am 1. Dezember waren in einem Mehrfamilienhaus in Schönfeld auf einem Herd Plastikteile angeschmort, am 22. Dezember brannte ein Haus in Sehmatal, am 30. Dezember gab es ein Feuer in einem Mehrfamilienhaus in Olbernhau, am 15. Januar war angebranntes Essen Ursache für einen Hausbrand in Aue, am 6. Februar brannte es in Schneeberg und am 19. Februar in Lößnitz. Tragisch beim letztgenannten Brand: Der Wohnungsinhaber kam dabei ums Leben. Er saß im Rollstuhl. Kreisbrandmeister Lutz Lorenz spricht von einem „gebündelten Gesamteindruck in der Öffentlichkeit“. Denn auch die Brände in Plauen und Chemnitz mit schwerwiegenden Folgen bleiben im Bewusstsein. „Wir haben diesen Winter das Phänomen, dass es hintereinanderweg Brandereignisse gab, die graulich ausgegangen sind“, sagt der Mitarbeiter des Landratsamtes, der das Referat Rettungsdienst/Brand- und Katastrophenschutz leitet. Den Schwerpunkt bei Wohnungsbränden mit betroffenen Personen sieht er in Aue/Schwarzenberg. „Im Raum Annaberg und Marienberg gab es auch zahlreiche Brände, aber dort waren meist leer stehende Gebäude betroffen, es gab keine geschädigten Personen. Es muss wohl von Brandstiftung ausgegangen werden, allerdings sind die Fälle noch nicht aufgeklärt“, verweist er auf die laufenden Ermittlungen der Polizei. Bei seinem Vergleich zwischen den Monaten Januar und Februar 2017 und 2018 ist er allerdings selbst überrascht, denn „die Gesamtzahl der Brandeinsätze lag 2017 sogar leicht höher als in 2018“.
Lorenz plädiert dafür, auch in Altbauten beziehungsweise älteren Neubauten Rauchmelder zu installieren. „Die Bevölkerung im Erzgebirge wird immer älter. Es besteht auch einfach die Gefahr, dass man im Alter nicht schnell genug die richtigen Entscheidungen trifft oder die Wohnung verlassen kann.“
„Viele werden vergesslicher, fahriger in Alltagssituationen“, weiß auch René Güttner, der im Kreisverband Erzgebirge der Johanniter zuständige Techniker. Er verweist auf die technischen Möglichkeiten, für mehr Sicherheit zu sorgen. „Name und Adresse der Leute, die über Notrufgeräte verfügen, sind bei der Notrufzentrale in Berlin hinterlegt, so können Rettungsdienst und Feuerwehr gleich an die richtige Stelle geschickt werden“, erklärt er. Die Mitarbeiter in der Notrufzentrale können zudem sehen, ob der mit dem Notruf gekoppelte Rauchmelder den Alarm ausgelöst hat oder ob der Knopf des Funksenders am Handgelenk gedrückt wurde.
„Hausnotruf und Rauchmelder bieten deutlich mehr Sicherheit für alte Menschen, die zu Hause wohnen bleiben wollen“, sagt Güttner. 1200 Notrufgeräte sind zurzeit im Kreisverband Erzgebirge/Chemnitz im Einsatz – Tendenz steigend. Auch Margita Sickert aus Aue, die in der Tagespflege der Johanniter in Schneeberg betreut wird, denkt über die Anschaffung eines Hausnotrufes nach. „Ich habe mit meinem Sohn darüber gesprochen, noch komme ich gut klar, aber so ein Gerät gibt bestimmt mehr Sicherheit“, sagt die 81-Jährige.
Sylke Bauer vom gleichnamigen Zschorlauer Pflegedienst sieht ihre Pflicht in der Beratung älterer Menschen und ihrer Angehörigen. „Viele ältere Menschen wollen nicht umziehen. Den Schritt zu tun, ist aber vielleicht besser, als jedes Mal in Angst um den Angehörigen die Wohnung zu betreten oder wieder zu verlassen“, sagt sie.