04.10.2017 Analoge Funkgeräte der Wehren drohen den Dienst zu verweigern
Gunnar Ullmann ist Gemeindewehrleiter und Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Erzgebirge. Dass die Kameraden mit veralteten Geräten kommunizieren müssen, macht ihn wütend. Nicht nur im Handsprechfunk müssen die Grünhainichener dabei noch immer mit analoger Technik auskommen. Auch im Einsatzleitwagen verfügen sie nur über mobile Funktechnik mit dem Entwicklungsstand der 1960er-Jahre.
Foto: Matthias Degen
Die Technik, mit deren Hilfe die Kameraden mit der Rettungsleitstelle in Annaberg kommunizieren, ist mehr als 20 Jahre alt. Ein Wehrleiter kündigt Konsequenzen an.
Von Ulrike Abraham
erschienen am 04.10.2017
Zschopau. Falls bei der Feuerwehr in Grünhainichen demnächst ein Funkgerät den Dienst verweigert, will Gunnar Ullmann seine Wehr als nicht mehr einsatzbereit melden. „Dann können wir eben nicht ausrücken. Scheinbar muss erst jemand sterben, bevor sich etwas tut“, fügt er sarkastisch an. Der Gemeindewehrleiter und Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Erzgebirge ist wütend: Die Geräte, mit deren Hilfe die Kameraden im mittleren Erzgebirge mit der Rettungsleitstelle in Annaberg kommunizieren, sind zum großen Teil mehr als 20 Jahre alt, Ersatzteile inzwischen nur noch schwer zu bekommen.
In die alte, analoge Funktechnik wollen und können die chronisch klammen Wehren nicht mehr investieren, denn in Zukunft wird digital gefunkt. Die neuen Geräte sind ohnehin schon bestellt: Ende des Jahres sollen sie in den Kommunen zur Verfügung stehen. Doch nutzen können die Feuerwehrleute sie vorerst nicht, denn die Rettungsleitstelle in Annaberg funkt ausschließlich analog.
Als „Gehirn“ der Rettungskräfte lenkt die Leitstelle Einsätze im Bereich der Altkreise Annaberg und Mittlerer Erzgebirgskreis alle Notrufe, die über die Telefonnummer 112 dort eingehen. Als eine der letzten in Sachsen nutzt die Leitstelle noch analoge Technik. Diese umzurüsten, lohnt sich nicht, sei jahrelang argumentiert worden, sagt Gunnar Ullmann: Das Erzgebirge gehört künftig zum Gebiet der neuen Regionalleitstelle in Chemnitz. Die ist im März in Betrieb gegangen – mit fünf Jahren Verspätung. Vorerst sind nur die Leitstelle aus Stollberg und die der Berufsfeuerwehr Chemnitz in die neue Zentrale umgezogen; die Einrichtungen in Aue-Schwarzenberg, Döbeln, Annaberg und Freiberg sollen noch folgen. Doch der Termin verschiebt sich seit Jahren. Derzeit wird März 2018 anvisiert.
Diese Ungewissheit zerrt an den Feuerwehrleuten, zumal sie seit Jahren in den Startlöchern stehen: Längst sind die Maße für die neuen Funkgeräte in den Fahrzeugen abgenommen, haben die Kameraden Schulungen zum Umgang mit der Technologie erhalten. Doch es ist der Blick zu den Nachbarn im Landkreis Mittelsachsen, der Gunnar Ullmann endgültig zum Kochen bringt.
Auch die Leitstelle in Freiberg existiert nur noch bis zu ihrer Einverleibung nach Chemnitz – und dennoch funkt sie seit Kurzem digital. „Wir haben eine mittlere fünfstellige Summe für die Umrüstung der Leitstelle in die Hand genommen“, bestätigt Steffen Kräher, der Leiter der Abteilung Ordnung und Sicherheit im Landratsamt Mittelsachsen. Bis Ende November sollen auch die Fahrzeuge im Nachbarlandkreis digital funken können.
Mittelsachsen wird die komplette Umrüstung noch 2017 durchziehen, denn die mit der ausführenden Firma vereinbarte Frist dafür endet am 31. Dezember. „Wir wollten nicht riskieren, dass die Vereinbarung platzt“, erklärt Steffen Kräher die Eile. Darauf habe sich der Kreis bereits 2016 mit dem sächsischen Innenministerium geeinigt. Verschwendet sei das Geld für die neuen Geräte in der Leistelle nicht: Auch in Zukunft bleibt Freiberg Informations- und Kommunikationszentrum für Katastrophenschutz, wird die Einrichtung bei Notlagen wie dem Hochwasser 2013 genutzt.
Der Erzgebirgskreis hat schon ein solches Lagezentrum, teilt Sprecher André Beuthner auf eine entsprechende Anfrage mit. Was nach dem Umzug aus den Räumen der Leitstelle wird, sei noch nicht geklärt. Eine Umrüstung auf Digitalfunk zum jetzigen Zeitpunkt schließt André Beuthner jedenfalls aus: Sie stünde in keinem reellen Verhältnis zu Zeit, Nutzen und Kosten.
Die Verträge zur Umrüstung hat das Innenministerium bis ins Jahr 2018 verlängert. Das zumindest beruhigt Wehrleiter Gunnar Ullmann, der von dieser Vereinbarung nichts wusste. Überhaupt ärgert ihn die Informationspolitik der verantwortlichen Stellen: „Die Kommunen erfahren als Letzte von allem, aber uns betrifft es doch in erster Linie.“ Er hofft, dass es beim für März versprochenen Umzug bleibt und die Kameraden dann die neue Technik nutzen können. Bevor ein Gerät schlapp macht.
Kontakt zum KFV Erzgebirge
Bei Fragen können Sie sich direkt an uns wenden:
Handy: 0162 6119922
Mail: info[at]kfv-erz.de
Letzte Neuigkeiten
Veranstaltungen
